Der österreichische Wirtschaftswissenschafter Fredmund Malik spricht von einem großen gesellschaftlichen Transformationsprozess, der an der Oberfläche wie eine Wirtschaftskrise aussehen mag. Einer Bewusstseinskrise, einer tiefgreifenden Systemkrise und einer Krise des Funktionierens. Letztendlich befinden wir uns in den Geburtswehen von einer alten Welt des 20. Jahrhunderts in eine neue Welt des 21. Jahrhunderts, in der fast alles anders sein wird als bisher. Was einmal richtig war, ist jetzt falsch. In einer immer komplexer und vernetzter werdenden Welt sind Systemkrisen nicht mehr mit einfachen, herkömmlichen und alt bekannten Mitteln zu lösen. Diese Transformation wird entweder mit schweren Geburtskomplikationen verbunden sein, wenn wir an herkömmlichen Denkweisen festhalten oder sanft und weitgehend komplikationslos ablaufen, wenn wir uns auf ein neues Weltverständnis einlassen und auf die daraus entstehenden neuen Methoden und Tools umsteigen.
Der ehemalige Unternehmensberater und MyKinsey-Partner Frédéric Laloux spricht vom integralen Paradigma als nächste Entwicklungsstufe des menschlichen Bewusstseins, die mit der Ebene der "Selbstverwirklichung" im Modell von Abraham Maslow korrespondiert. Dieses Paradigma basiert auf den menschlichen Stärken, Hindernisse werden als Lebensbotschaften gesehen, das Denken in Paradoxien, das Sowohl-als-auch-Denken löst das Entweder-oder-Denken ab. Auf der integralen Ebene ist die innere Stimmigkeit die Grundlage der Entscheidungsfindung. Die Frage nach dem Sinn des Lebens und der Berufung werden gestellt. Es macht sich eine tiefe Sehnsucht nach Ganzheit bemerkbar.
Der britische Wirtschaftsautor und Journalist Paul Mason spricht davon, dass der Kapitalismus am Ende ist und eine neue Ära beginnt - das postkapitalistische
Zeitalter.
Der deutsche Umweltökonom und Wachstumskritiker Niko Peach spricht von der Postwachstumsökonomie, einem Wirtschaftssystem, das zur Versorgung des menschlichen Bedarfs nicht auf Wirtschaftswachstum angewiesen ist, sondern sich durch Wachstumsrücknahme auszeichnet. Zitat von Niko Paech: "Unser derzeitiges auf Wachstum beruhendes Wohlstandsmodell ist nicht zukunftsfähig, weil es bislang nicht gelungen ist, durch den technischen Fortschritt dafür zu sorgen, dass de Wohlstand wächst und gleichzeitig die Umwelt entlastet wird. Unsere Ressourcen sind knapp und begrenzt und dennoch werden die Schonung von Ressourcen und die Nachhaltigkeit im Umgang noch weitestgehend ignoriert."
Der Kommunikationsberater, Autor und Coach Sven Brodmerkel beschreibt den Weg der Zeitalter wie folgt. Im Industriezeitalter (19. Jahrhundert, bis 1980) waren "Handarbeiter" gefragt und Werte wie Kraft, Ausdauer, Sicherheit, Arbeitsplatz und Männlichkeit wichtig. Im Informationszeitalter (20. Jahrhundert, bis 2010) waren "Kopf- und Wissensarbeiter" gefragt und Werte wie analytisches Denken, Wissenserwerb, Status, Macht und Pflichterfüllung wichtig. Im Inspirations- und Dienstleistungszeitalter (seit 2010) sind "Kreativarbeiter" gefragt und Werte wie Kreativität, Spaß, Selbstverwirklichung, emotionale Intelligenz, holistisches Denken, Empathie, Weiblichkeit und Spiritualität wichtig.
Jedes Zeitalter hat seine eigene Denkweise, Lehrmeinung, Wertvorstellung, Menschenbild und Weltanschauung. Bei jeder Stufe geht es darum, ein neues Welt- und Menschenbild zu entwickeln, das besser geeignet ist, um mit den derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen umgehen zu können. Wenn wir die Herausforderungen der jeweiligen Zeit meistern wollen, dann werden wir uns als Menschen selbst und unser Bewusstsein verändern müssen. Die Entwicklungsstufen des menschlichen Bewusstseins hat Frederic Laloux in seinem Buch "Reinventing Organizations" meiner Meinung nach sehr gut und verständlich beschrieben: HIER
Demnach bewegen wir uns langsam in das integrale Paradigma hinein. Diese Stufe korrespondiert mit der Ebene der „Selbstverwirklichung“ im Model der Bedürfnispyramide von Abraham Maslow. Es geht hier um die tiefe Sehnsucht nach Ganzheit, das Ablegen von Masken, die Überwindung der Identifikation mit dem Ego, um die Frage, wer wir sind, worin unsere Berufung liegt und was der Sinn im Leben sein könnte. Beurteilung wird gegen Mitgefühl und Wertschätzung eingetauscht. Es findet ein Wandel vom Paradigma des Mangels zu einem auf Stärken basierten Paradigmas statt.